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ORF-Tirol berichtet über Aussonderung statt über Inklusion…

Es war schon eine sehr peinliche Vorstellung, mit der in „Tirol Heute" am Samstag, dem 5. Mai auf den „Tag der Inklusion " hingewiesen wurde.
Denn eigentlich ist der 5. Mai nicht der „Tag der Inklusion", sondern der „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung >>> ". An diesem Tag gehen Menschen mit Behinderung auf die Straße, um für Gleichstellung, Abbau von Barrieren, aktive Mitsprache und ein Ende der Sonderbeschulung zu demonstrieren.

Statt über Inklusion zu berichten wurde ein Bericht über ein wirkliches nettes Sonderschulkind bzw. einen jungen Mann gebracht, der mit Inklusion überhaupt nichts zu tun hat. Inklusion und Sonderbeschulung schließen einander inhaltlich aus. Menschen mit Behinderungen und ehemalige SonderschülerInnen wünschen sich die Abschaffung der Sonderschulen und einen guten gemeinsamen Unterricht!

Als Beispiel, was Menschen mit „Down Syndrom" alles erreichen können wurde die französische Wettermoderatorin Mélanie Ségard >>>  genannt, die ebenso wie z.B. Pablo Pineda >>>, oder das Modell Madeline Stuart >>>  nie eine Sonderschule von innen sehen mussten. Simon leider schon...
Man sollte Menschen mit Down-Syndrom nicht (medial) verarschen, indem man ihnen Isolation, Ausgrenzung und Sonderbeschulung als "gut" für sie darstellt... Sie gehören ganz einfach zu uns und in unsere Mitte!

So war es auch kein Wunder, dass der Berufswunsch vom lieben Simon unreflektiert blieb. Wer sich in Berufsvorbereitungsprojekten für Menschen mit Behinderungen umhört wird wissen, dass Berufswünsche wie Astronaut, Kampfpilot, Prinzessin, Tierarzt, Krankenpflegerin, Rockstar oder Casting-Show-Gewinner fast immer von Jugendlichen kommen, die in isolierten Sonderschulen den Bezug zur Realität verloren haben. (siehe auch den Artikel von Rosa-Anna Ferdigg >>> )

Einige Eltern von Kindern mit Behinderungen haben sich über unsere Website entsetzt und verärgert über den ORF-Tirol geäußert. Man darf den Beitrag zu Recht als dilettantisch und inhaltlich deplatziert bezeichnen. Wenn man einen Beitrag über „Inklusion" gestaltet, sollte auch „Inklusion" im Beitrag vorkommen! Gute Beispiele gibt es ja genug...
Wir wünschen dem jungen Simon, dass sich seine (Berufs)Wünsche erfüllen lassen!

Die Art der Berichterstattung passt leider sehr genau zu den Erkenntnissen der Volksanwaltschaft, die die mediale Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Österreich massiv kritisiert.

Eine Studie zu behinderten Menschen in den Medien - die Volksanwaltschaft berichtet:
"Die Ergebnisse der seit Jänner 2017 vorliegenden Medienanalyse sind insgesamt ernüchternd: Die mediale Darstellung von Menschen mit Behinderungen bewegt sich zwischen Mitleid, Bewunderung und Ignoranz. Menschen mit Behinderung sind in Massenmedien stark unterrepräsentiert. Nur ein Prozent der Berichterstattung widmet sich behinderungspolitischen Themen." (VA-Bericht 2016, Seite 88). Die Medienstudie wird vermutlich noch im Mai öffentlich präsentiert werden.
http://volksanwaltschaft.gv.at/downloads/elqga/PB40pr%C3%A4ventiv.pdf

Speziell für ORF-Tirol ein Link zur UN-Menschenrechtskonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen >>>

 

 

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