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Der „Tag der Pflegenden" und der Mangel an Barrierefreiheit

Der kommende „internationale Tag der Pflegenden" – nicht der „Pflegebedürftigen - hat mittlerweile skurrile Auswirkungen. Da sollen die Pflegenden hochgelobt werden, weil sie Hürden überwinden müssen, die ihnen von der Politik in den Weg gelegt werden. Gleichzeitig finden Veranstaltungen statt, die das Thema „Pflege" fein säuberlich nach politischer Zuständigkeit trennen und dabei das Thema recht unsachlich eingrenzen. Siehe dazu den Artikel „Gedanken zur Pflege" >>>

Jedes Jahr findet in Tirol eine Messe statt, die „Pflegenden" tolle und neue – meist teure - Produkte schmackhaft machen möchte. Häuslbauer, Mieter und Wohnungseigentümer sollen privat ordentlich investieren um das auszugleichen, was der Gesetzgeber verabsäumt hat. Daheim gepflegt zu werden braucht eine dicke Brieftasche der Angehörigen.

Dass barrierefreie Wohnungen in Tirol absolute Mangelware sind, das ist leider nicht neu, und das beschäftigt uns bzw. unsere KlientInnen leider sehr oft. Dabei geht es gar nicht „nur" um das Problem von Menschen, die auf einen Rolli angewiesen sind. Nein – auch Nicht-Rollifahrer können von Freunden im Rollstuhl niemals besucht werden, weil Barrierefreiheit in privaten Gebäuden auch nach mehr als 10 Jahren „Behindertenrechtskonvention" immer noch kein Thema in Tirol ist. Meine Freunde im Rolli sind leider ausgeschlossen und werden mich nie besuchen können! Und gleichzeitig müssen sie froh sein, wenn sie selbst eine annehmbare und barrierefreie Wohnung für sich selbst finden können, ohne sich in große Schulden stürzen zu müssen....

Berge sind unveränderbar – die Bauordnung allerdings schon!

Über 10 Jahre nach der Ratifizierung der „UN-Menschenrechtskonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" wird in Tirol (und in Österreich generell) immer noch gebaut, als würde es keine Mütter mit Kinderwägen, keine alten und gebrechlichen Menschen und keine Menschen mit Behinderungen, keine pflegebedürftigen Menschen in Tirol geben!

Statt von vornherein barrierefrei zu bauen und einen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft zu leisten, werden „Pflegebedürfte Menschen und deren Angehörige" an die freie Marktwirtschaft als abhängige und ertragreiche Umsatzbringer übermittelt. Tirol pervertiert Menschenrechte zu einem Umsatz- und Ertragsmodell! Menschenrechte sollten kein Geschäftsmodell sein, sondern ein Anliegen der Allgemeinheit – und die Politik ist zuständig dafür!

Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht! Nach über 10 Jahren UN-Menschenrechtskonvention sollte das endlich in den Köpfen der PolitikerInnen auch ankommen!

 

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