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Gedanken zur „Pflege"

Am „Tag der Pflege" wird wieder viel und meist ganz medizinisch diskutiert. Pflege scheint ein „Gesundheitsthema" zu sein, das vorwiegend die „Professionellen" und die Angehörigen von alternden Mitmenschen betrifft.

Dabei sind viele Kinder, Jugendlichen und generell Menschen mit Behinderungen oft auf Pflege daheim angewiesen. Das scheint allerdings kein Gesundheits- sondern ein Sozialthema zu sein. So will es die Politik. Die UN-Menschenrechtskonvention wird leider immer noch nicht als Querschnittsmaterie wahrgenommen. Die Differenzierung durch unterschiedliche politische Zuständigkeiten tut dem Gesamtblick auf das Thema „Pflege" nicht gut.

Konkrete Erfahrungen aus der Familienberatungsstelle:

Wir erleben in der Beratungsstelle, dass in den letzten Jahren z.B. die Pflegegeldbegutachtung von Kindern und Jugendlichen zu einer Herabstufung der Pflegestufe führt, die dann vor dem Arbeits- und Sozialgericht bekämpft werden muss.

Wir erleben auch, dass in Tirol Familien zerbrechen, weil Selbstbehalte für Hilfsmittel (z.B. Rolli, KFZ, Betten und Badewannen, und alles was halt benötigt wird...) und Ausgaben für privat herzustellende Barrierefreiheit das Familienbudget übersteigen und ganz Familien massiv darunter leiden.

Wir erleben, dass im Schulbereich „Pflege" immer noch vorwiegend in isolierten Sonderschulen stattfindet und nicht dort, wo sie gebraucht wird – in den Wohnortschulen.

Wir erleben, dass sich Väter oft aus der Verantwortung flüchten, weil sie scheinbar die einzigen sind, die vor Belastungen fliehen können. Der Anteil von alleinerziehenden Mütter von pflegebedürftigen Kindern ist überdurchschnittlich hoch.

Wir erleben, dass Kinder – wie auch Jugendliche und Erwachsene – in Einrichtungen abgeschoben werden, weil ein positives Umfeld daheim für viele Familien nicht leistbar und umsetzbar ist.
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Pflege ist also kein alleiniges Thema der immer älter werdenden Bevölkerung. Pflege betrifft auch viele Menschen schon in ganz jungen Jahren und ein ganzes Leben lang. Pflege geht uns alle an!
Eine inklusive Gesellschaft bzw. eine „inklusive Politik" sollte gerade das Thema „Pflege" als klaren Auftrag zu einer möglichst umfassenden Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen und als Auftrag zur Solidarität mit der alternden Generation und Menschen mit Behinderungen wahrnehmen.

 

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