„Wenn wir immer nur gewartet hätten, bis das System bereit ist, hätten wir heute noch keine Integration.“
Heinz Forcher, der in Tirol als unermüdlicher Kämpfer für Integration und Inklusion bekannt war, ist verstorben. Ich selbst habe ihn nur aus der Ferne erlebt – aber auch mein Sohn profitiert heute täglich von seinem Mut.
Heinz Forcher war ein unerschrockener Vorkämpfer für inklusive Bildung – und kämpfte mit Hungerstreik und enormem Einsatz dafür, dass sein Sohn Ernst in die Regelschule aufgenommen wurde. Ganz entscheidende Gesetze, die Schulintegration überhaupt ermöglichen, gehen auf das Konto dieser Kämpfer:innen der ersten Generation.
Reutte war damit Vorreiter: 1985 startete dort eine integrative Klasse – und 1997 wurde die lokale Sonderschule unter Mitwirkung des damaligen Sonderschuldirektors und des damaligen Schulinspektors geschlossen. Die erste und bislang einzige inklusive Bildungsregion war geboren.
Forcher initiierte in der Folge die Gründung von „Integration Österreich“ und setzte sich in verschiedensten Zusammenhängen ein – von der Unterstützung einzelner Eltern über kontinuierliches politisches Engagement bis hin zur praktischen Umsetzung von Inklusion entlang der gesamten Lebensspanne mit dem Verein „Vianova“.
Wer Heinz Forcher in Aktion erleben möchte
Ein bemerkenswertes Zeitdokument ist diese ORF-Diskussionsrunde aus dem Jahr 1996: „Schulintegration geistig Behinderter – sinnvolle Maßnahme oder überzogene Reform?“ (ORF Zur Sache mit Heinz Forcher, Elisabeth Gehrer, Volker Schönwiese u. a.).
Forcher argumentiert hier unerschrocken gegen massive Widerstände – und widerlegt 1996 jene Argumente, die wir heute leider immer noch hören.
2013 gab sich Forcher in einem Interview überzeugt: In drei bis fünf Jahren werde Inklusion in Österreich flächendeckend Standard sein.
Was würde er heute sagen,
- wenn Diversitätsmanager:innen wieder vermehrt in Sonderschulen beraten?
- wenn wir erleben, dass der Glaube an eine bessere inklusive Gesellschaft vielerorts als unmachbare Utopie belächelt wird?
- wenn die UN-BRK und Menschenrechte weiterhin ignoriert werden?
- wenn die Landesrätin für Bildung keine Gelegenheit auslässt, die Unverzichtbarkeit von Sonderschulen zu betonen, statt Inklusion zu fördern?
Wenn 2025 die Gemeinden – zuletzt der Städtebundchef Anzengruber und jetzt die Schwazer Bürgermeisterin Victoria Weber – wieder lautstark klagen, Inklusion (konkret Schulassistenz) sei „zu teuer“? >>> Mehr dazu HIER <<<