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Erfahrungen und Prävention von Gewalt an Menschen mit Behinderungen

Das Sozialministerium hat Ende 2019 eine Studie über Gewalterfahrungen von Menschen mit Behinderungen in Österreich veröffentlicht.
Nun gibt es endlich Daten dazu, wie häufig diese Personengruppe psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Dafür wurden in ganz Österreich u.a. Interviews mit insgesamt 376 Frauen und Männern geführt, die in Werkstätten oder Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe beschäftigt sind und / oder leben. Sie wurden ebenso wie MitarbeiterInnen der Einrichtungen in Interviews ausführlich befragt.

Wie schon viele Untersuchungen in anderen Ländern zeigt auch die österreichische Studie: Frauen und Männer mit Behinderungen und / oder psychischen Erkrankungen sind im gesamten Lebenslauf deutlich häufiger von allen Formen von Gewalt betroffen sind als Menschen ohne Beeinträchtigungen. Z.B. geben behinderte Menschen doppelt so häufig wie nichtbehinderte Menschen an, in ihrem gesamten Leben bereits „getreten, gestoßen oder hart angefasst worden" zu sein. Betrachtet man allerdings nur die letzten drei Jahre, so geben behinderte Menschen sogar viermal so häufig wie nichtbehinderte Menschen an, diese Form von körperlicher Gewalt erlebt zu haben. Besonders hoch ist das Risiko bei Frauen und Männern, die einen hohen Unterstützungsbedarf z. B. auch bei der Körperpflege haben. Sie berichten besonders häufig von körperlichen Gewalterfahrungen in den letzten drei Jahren.

Auch in Bezug auf sexuelle Gewalterfahrungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen, dabei zeigen sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Behinderte Frauen erleben deutlich häufiger Formen schwerer sexueller Gewalt als nichtbehinderte Frauen, aber auch behinderte Männer geben deutlich häufiger als nichtbehinderte Männer an, sexuelle Gewalt erlebt zu haben.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Sexualität von Menschen mit Behinderungen in Österreich immer noch ein sehr großes Tabu ist: Menschen mit Behinderungen werden sehr häufig gar nicht oder nur sehr unzureichend aufgeklärt und können ihre sexuellen Bedürfnisse oft auch nicht ausleben. Doch gerade Wissen über Sexualität und damit verbundene Formen von Gewalt stellen ein wichtiges Element von Gewaltprävention dar, denn es sensibilisiert sowohl Buben und Mädchen, Frauen und Männer mit Behinderungen als auch ihr soziales Umfeld.

Die Studienautorinnen formulieren auf der Grundlage aller Ergebnisse eine Fülle an Empfehlungen. Ob diese Empfehlungen Gehör finden und zu entsprechenden Maßnahmen für die Gewaltprävention führen werden, bleibt abzuwarten.

Weiterführende Informationen:
Eine Presseunterlage der Studienautorinnen finden Sie hier:
https://www.irks.at/assets/irks/Publikationen/Unterlagen/Presseunterlage_Studie_GewaltanMenschenmitBehinderungen_2019.pdf
Eine kurze Zusammenfassung der Studie gibt es auf der Homepage des Sozialministeriums, am Ende dieser Seite gibt es die sehr umfangreiche Studie auch zum Herunterladen: https://www.sozialministerium.at/Themen/Soziales/Menschen-mit-Behinderungen/Behinderung-und-Gewalt.html

 

 

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