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Inklusion im Schulbereich bleibt ein leeres Versprechen

Die Beratungsstelle von Integration Tirol wird mit vielen Problemen konfrontiert. Dies beginnt im Bereich der Elementarpädagogik.

Pünktlich zum Schul- und Kindergartenbeginn fällt es wieder auf: Die Benachteiligung von Kindern mit Behinderungen beginnt im Bereich der Elementarpädagogik. Sie finden deutlich häufiger keinen Kindergartenplatz, werden in Wartelisten zurückgereiht, oder nur tageweise aufgenommen.
Für Kinder mit Behinderungen gilt nicht einmal das Pflichtkindergartenjahr.

Ähnlich geht es in der der Schulzeit weiter: Kämpfe um Assistenzstunden, große Klassen mit mangelhaftem Betreuungsschlüssel, keine Therapien in Schulen, unzureichendeNachmittags-, Ferienbetreuung, Pädagoginnen und Pädagogen wissen oft nicht, wie inklusiver Unterricht funktioniert. Dazu kommt die Bürokratie, wenig Kommunikation mit „schulfremden" Eltern – und ein neues Problem: Es fehlt an Personal – wie Pädagoginnen, Assistenten, TherapeutInnen an Wohnortschulen und Schulsozialarbeiterinnen...

Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder an den Wohnortschulen gut und differenziert unterrichtet werden, dass die Nachmittagsbetreuung funktioniert und mobile Therapien und Unterstützungssysteme am Wohnort möglich sind. Das wäre leicht machbar, wenn man will. Inklusion wird von konservativen Bildungspolitikerinnen und -Politikern aber nicht gewollt.

Die Stärkung der Sonderpädagogik wird vom Bildungsministerium sogar als Ziel im Nationalen Aktionsplan Behinderung genannt. Eine schon fast perverse Themenverfehlung.
Die miserablen Bedingungen führen dazu, dass erstmals seit der gesetzlichen Verankerung der„Wahlfreiheit" 1994 der Integrationsquotient in Österreich rückläufig ist. Eltern haben in Wirklichkeit die Wahl zwischen Sonderschule oder mangelnder Unterstützung in der Schule vor Ort. Die Sonderschulverbände der Gemeinden finanzieren immer noch Segregation und die Entfremdung von Kindern mit und ohne Behinderungen, statt die Finanzierung von guten Schulen für alle Kinder im Wohnort zu ermöglichen.

Das widerspricht der Behindertenrechtskonvention und allen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wirklich inklusiver Unterricht samt Unterstützungssystemen vor Ort bietetallen Kindern bessere Entwicklungschancen. Seien es ein Kind mit Hochbegabung, anderssprachige Kinder oder Kinder mit Behinderungen. Es findet leistungsmäßig nachweislich keine „Nivellierung nach unten" statt. Im Gegenteil: Jedes Kind profitiert vom eigenen Tempo, von Empathie, Solidarität und Akzeptanz.

Das verbriefte Recht der Kinder auf Inklusion, die bestmögliche Förderung und den bestmöglichen Unterricht in einer gemeinsamen Schule, wird in Südtirol gelebt. Zur Freude der Kinder, der Eltern und der Lehrpersonen.

Tirol soll beginnen, die Schule als Bildungseinrichtung für ALLE Kinder zu gestalten. Die Politik muss endlich ihren Aussonderungswahn aufgeben und viel mehr für Integration, Inklusion und einen guten gemeinsamen Unterricht an den Wohnortschulen tun.

Sonja Tollinger ist im Vorstand des Vereins Integration Tirol und betroffene Mutter.Integration Tirol berät und begleitet Familien bei Problemen, die durch ausgrenzende Gesellschaftsstrukturen entstehen. Am 26. September demonstrieren Menschen mit Behinderungen österreichweit für ihre Rechte.

Der kritische, objektive und gern gelesene 20er nimmt sich diesem Thema ebenfalls grad an und wir bedanken uns dafür ganz herzlich! Kaufen Sie den 20er, der immer wieder sehr gute Beiträge über das (Zusammen)Leben in Tirol veröffentlicht!

2022-08-31

 

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