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mein Sohn war im Puff - ein sehr verkürzter Elternbericht

Ein junger Mann mit Behinderungen nimmt seine Geldtasche und verlässt zu Mittag das Haus – zum ersten mal in seinem Leben ohne zu besprechen, wohin er geht... Am Abend kommt er zurück und seine Mutter ist sehr erleichtert. Nach mehrmaligem Nachfragen erzählt er, dass "er im Puff" war und sagt dazu "ja, und das war gut....".

Für sein erstes sexuelles Erlebnis setzte er sich erstmals allein in den Zug, fuhr 65 km nach Innsbruck, nahm sein Geld mit und war am Abend zufrieden mit sich selbst und der Welt... befriedigt.... und stolz auf sich, diesen Schritt alleine gewagt und gemacht zu haben. Es war ein sehr guter Tag für ihn! Und weil das so wichtig war, hat er auch alles alleine geschafft.

Für seine Mutter war es laut ihren Worten ein wichtiges Erlebnis. Sie selbst war dann nicht verwundert: „Ich hab ihn gut verstanden und das Thema ist mir schon oft im Kopf herumgegangen... ich hab mir große Sorgen gemacht, weil er einfach so gegangen ist und nichts gesagt hat, das bin ich nicht gewohnt... Ich wünsche ihm so sehr eine nette Freundin, aber wir wohnen am Land, da ist eine klassische Beziehung zu einer Frau ohne Behinderungen schwer vorstellbar und Frauen mit Behinderung leben scheinbar alle weit weg, sind in Einrichtungen, oder halt schwer zu finden.
Er hat wohl das Beste in seiner Situation getan. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich stolz auf ihn, weil er auf sich und seine Bedürfnisse achtet und dabei nicht übergriffig sein muss, sondern mutig und konsequent ist."

Die Mutter wollte wissen, wie es denn so zugeht in einem Bordell, hat im Innsbrucker „Maxim" angerufen und erfahren: „Es kommen recht viele Menschen mit Behinderungen zu uns– teilweise warten Eltern im Nebenzimmer, manchmal werden Männer mit Behinderungen von der Rettung oder Fahrtdiensten gebracht und abgeholt. Die meisten kommen aber alleine und regelmäßig. Es gibt auch barrierefreie Zimmer für Rollstuhlfahrer. Das Thema „Behinderung" ist uns hier nicht neu! Wir wissen, dass es da sonst nichts vertrauenswürdiges gibt....Die Mädchen arbeiten mit Kondom und coronabedingt mit Handschuhen und sie sind alle sehr sensibel, gut geschult und auf ihr Klientel eingestellt".

Nachsatz:
Solche, legale Prostitution darf nicht beim Kunden/Klienten daheim stattfinden - also keine Hausbesuche.
Eine professionelle Sexualbegleitung gibt es in Tirol leider nicht. Eine passende "Partnerbörse" im Internet auch nicht.

Das ist leider auch ein reines "Männerthema".  Frauen mit Behinderungen werden mit ihren sexuellen Bedürfnissen noch viel weniger wahrgenommen und haben es wesentlich schwerer, ihre Sexualität auszuleben, oder aktiv Freundschaften zu knüpfen, die zu einer Liebesbeziehung werden können. Für Frauen gibt es da gar keine brauchbaren Angebote - weder legale noch illegale.

Wie sollen/können Menschen mit Behinderungen mit ihren sexuellen Bedürfnissen umgehen?

Dieses stark untgerdrückte/tabuisierte Thema ist sehr vielschichtig und sollte deshalb wohl auch viel mehr Beachtung finden.

 

 

 

 

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