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offener Brief - Mag Dominik Mainusch

Herr
Mag. Dominik Mainusch
Abgeordneter zum Tiroler Landtag

Eduard Wallnöfer Platz 3
6020 Innsbruck Integration Tirol
Hallerstraße 109, 6020 Innsbruck,
Egger Lienz Straße 2, 6112 Wattens

ZVR 966328477
www.integration-tirol.at
beratung@integration-tirol.at

Innsbruck, 02.07. 2018

Sehr geehrter Herr Mag. Mainusch

Eigentlich eher zufällig konnte ich im Livestream Ihre Aussagen und Ihre Wünsche zur Reduzierung von Baukosten in der Landtagssitzung vom 28. Juni mithören.
Erstmals seit Jahren hat nun jemand – also Sie - darauf verwiesen, dass man bei der Barrierefreiheit angeblich sparen könnte. Diese Aussage möchten wir nicht unkommentiert lassen:

Österreich – und damit auch Tirol – hat sich verpflichtet, aktiv an einer inklusiven Gesellschaft zu arbeiten und Barrieren für Menschen mit Behinderungen zu beseitigen. Die UN-Menschenrechtskonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist auch für Tirol bindend und für die Tiroler Bevölkerung sehr wichtig!
Im Zuge der „Deinstitutionalisierung" werden nicht weniger, sondern wesentlich mehr barrierefreie Wohnungen benötigt. Wir als Verein sind leider immer wieder und sehr oft mit rollifahrenden Menschen und deren Familien konfrontiert, die auf der dringenden Suche nach barrierefreiem Wohnraum sind. Leider gibt es nach wie vor viel zu wenige barrierefreie Wohnungen in allen Tiroler Bezirken! Das sollte dringend und rasch geädert werden!

Aber letztlich geht es ja nicht nur um die Wohnbedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und alten Menschen in Tirol. Ich habe keine Ahnung, wie viele Rollifahrer in ihrem Freundeskreis sind, aber ich bitte Sie darüber nachzudenken, ob Sie von Rollifahrern daheim besucht werden können.

Ich bin von Rollifahrern daheim nicht besuchbar. So wie ganz viele andere TirolerInnen auch.

Menschen mit Gehbehinderungen können meist ihre Freunde, ihre Bekannten und ihre Familie nicht besuchen, weil barrierefreie Wohnungen bei weitem nicht mal für den Bedarf der Betroffenen selbst ausreichen und die Wohnungen der meisten Freunde und Familienmitglieder eben NICHT barrierefrei sind. Dass Menschen mit körperlichen Behinderungen keine Freunde besuchen können stellt leider eine Diskriminierung dar, die längst abgestellt gehört.
Dazu kommt, dass wir bei jeder „SenAktiv-Messe" die großen und verzweifelten Augen von Familien sehen, die für ihre Omas und Opas mit Gehproblemen Wohnungen um sehr teures Geld barrierefrei adaptieren wollen. Das ist für viele Familien nicht leistbar! Das führt zu vielen Abschiebungen in Altersheime und – im besten Fall – in barrierefreie und betreute Wohnformen (die es eh viel zu wenig gibt).

Bei „Barrierefreiheit" sparen zu wollen heißt letztlich nur, die Kosten auf die Mieter und Tirols Familien abzuwälzen. Das macht wohnen nicht billiger, sondern teurer. Und das macht wohnen für viele Betroffene, die auf leistbares Wohnen in Tirol (oft lange schon) warten nicht leistbarer.

Ihr Vorschlag, bei der Barrierefreiheit einzusparen geht also leider weit an der Realität vorbei. Wir bitten Sie, über dieses Thema nochmal nachzudenken, Menschenrechte zu beachten und den Bedarf der Tiroler Familien wahrzunehmen und auch zu überlegen, ob mehr barrierefreie Hotelzimmer nicht auch dem Tiroler Tourismus gut tun können....

Einsparungen bei der Barrierefreiheit macht Wohnen letztlich nicht billiger, sondern verlagert Kosten zu den betroffenen Familien, was nicht im Interesse der Tiroler Landesregierung sein kann. Und aufgrund der UN-Menschenrechtskonvention auch nicht sein darf.

Wir vermuten, dass Sie bei Ihre Aussagen in der Landtagssitzung einfach ein paar wesentliche Dinge und Argumente übersehen haben und möchten Sie bitten, über die Vorteile vom barrierefreien Bauen nochmal nachzudenken und die Menschenrechtssituation und die Bedürfnisse aller Tiroler Familien in diese Gedanken einfließen zu lassen.

Politik ist immer mit sogenannten Querschnittsmaterien verbunden, die nicht übersehen werden sollten. Nachdem schon jetzt viel zu wenige barrierefreie Wohnungen zu leistbaren Preisen in Tirol zur Verfügung stehen möchten wir Sie ersuchen, sich für einen barrierefreien und sozialen Wohnbau in Tirol für die gesamte Bevölkerung aktiv einzubringen!
Es wird sich für die Tiroler Bevölkerung lohnen!

Das Abwälzen der Kosten für Barrierefreiheit auf die Familien und Betroffenen ist kein Zukunftsmodell, das unterstützenswert wäre. Wir ersuchen Sie, das zu hinterfragen und zu berücksichtigen! Schließlich sollten Sie ja im Tiroler Landtag alle Tiroler Familien vertreten und berücksichtigen.

Barrierefreiheit schafft Begegnung, Barrierefreit ist ein Menschenrecht und Barrierefreiheit ermöglicht ein Zusammenleben, wie es sich ein Bundesland nur wünschen kann. Barrierefreiheit ist also kein Thema für kurzfristige und diskriminierende Einsparungsmöglichkeiten, sondern sollte im ‚sinne der Bevölkerung forciert werden....

Danke im Voraus für Ihre Bemühungen und
freundliche Grüße

Danke & liebe Grüße

Wolfgang Begus
Obmann Integration Tirol
 0676 64 99 100
beratung@integration-tirol.at

 

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