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Warum werden behinderte SchülerInnen so häufig gemobbt?

Kinder mit Behinderungen erleben in der Schule deutlich häufiger Mobbing als ihre MitschülerInnen ohne Behinderungen. Das zeigt eine Untersuchung, die in österreichischen Schulen durchgeführt wurde: Während von den nichtbehinderten SchülerInnen 14,4% eigene Mobbingerfahrungen berichteten, waren es bei SchülerInnen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen 23,4%, also deutlich mehr (1).
Da in diese Studie Sonderschulen nicht einbezogen waren, muss davon ausgegangen werden, dass behinderte Kinder in noch größerem Ausmaß von Mobbing betroffen sind, denn auch in Sonderschulen tritt dieses ebenso häufig oder sogar häufiger auf (2).
Wenn ein Kind aufgrund von Mobbing in einer Integrationsklasse in eine Sonderschule wechselt, kann dies also den sprichwörtlichen Wechsel vom Regen in die Traufe bedeuten.

Warum werden behinderte SchülerInnen so häufig gemobbt?

Mobbing findet immer in Gruppen statt, es ist ein soziales Phänomen, in dem soziale Hierarchien und Machtverhältnisse eine besonders wichtige Rolle spielen. Durch Mobbing soll eine Person, der die Rolle als Opfer zugeschrieben wird, an Macht verlieren und in einer Gruppe an den Rand gedrängt werden; die Mobbing ausübende Person, also jene in der Rolle von Täter oder Täterin, gewinnt dadurch an Prestige bzw. Macht in der Gruppe.
Machtungleichheiten in einer Gruppe werden durch Mobbing fortgesetzt oder sogar verstärkt. Unterschiedliche Faktoren erhöhen das Risiko, Opfer von Mobbing zu werden: Geschlecht, Aussehen, das von der Norm abweicht, sozialer Status der Eltern oder z.B. eine körperliche oder kognitive Beeinträchtigung. Auch das weitverbreitete negative Bild von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft stellt einen Risikofaktor dar. Es macht Kinder mit Beeinträchtigungen zu leichten Opfern für Mobbing und der damit verbundenen Ausgrenzung in der Klassengemeinschaft.

Mobbingerfahrungen beeinträchtigen langfristig die physische und psychische Gesundheit. Bestehende Behinderungen können durch Mobbing verstärkt werden, sie belasten die sowieso schon belasteten Kinder zusätzlich. Umso wichtiger ist es, dass in Schulen Gewalt- und Mobbingprävention praktiziert werden.

Am Abend des 23. 10. 2017 organisiert Integration Tirol außerdem eine öffentliche Veranstaltung zur Mobbing-Prävention von SchülerInnen mit Behinderungen.
Der nächste Newsletter Gewaltprävention widmet sich der Frage, was Schulen und LehrerInnen gegen Mobbing von SchülerInnen mit Behinderungen tun können.

Quellenangaben:
Sentenac, Marion et al. (2012). Peer victimization and subjective health among students reporting disability or chronic illness in 11 western countries. European Journal of Public Health 23(3): 421–426, S. 423
Vgl. Chad A. Rose; Lisa E. Monda-Amaya; Dorothy L. Espelage (2011). Bullying Perpetration and Victimization in Special Education: A Review of the Literature. Remedial and Special Education 32(2) 114 – 130, S. 123.

 

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